Buchinger lies Bukowski cta0822

Willkommen in der Stadtbücherei.

Heute ist der 16. August. Der 16. August ist ein ganz besonderer Tag, weil am 16. August 1920 wurde Charles Bukowski hier
in Andernach in der aktiven Straße geboren.
Das Phänomen, dass hier jemand geboren wird, der dann drei Jahre später mit seinen Eltern nach Amerika geht,
in Amerika im Grunde genommen Karriere macht und zu einem der ganz großen Literaten wird.

Was aber ihm in Deutschland auf jeden Fall auch eine viel, viel höhere Publicity eingebracht hat.

Denn Bukowski, der zwar in Amerika und in Englisch geschrieben hat, hatte aber seine riesen Fangemeinde in Deutschland.

Ich gehe mal davon aus, dass sie auch zu dieser Riesen Fangemeinde gehören.
Sie sind ja hier um Herrn Buchinger, der auch aus Andernach ist, um denen im Endeffekt zu hören, der eine sehr schöne Auswahl an Bukowski Texten gefunden hat.

Mein Nachbar ist ein netter Mensch, aber er gibt mir nichts als Rätsel auf.

Wissen Sie, der steht tatsächlich in aller Herrgottsfrühe auf und geht zur Arbeit.

Seine Frau arbeitet auch, und die haben zwei reizende Kinder. Und am Abend kommt er nach Hause.

Manchmal sehe ich die Kinder und kurz auch mal die Frau und. Und sie werden es nicht glauben.

Spätestens um neun sind im ganzen Haus die Lichter aus.

So geht das Tag für Tag.

Er ist Anfang 30 und scheint eigentlich ein ganz intelligenter Mensch zu sein.

Ich sehe da nur eine Erklärung und die klingt furchtbar für mich.
Seine Arbeit macht ihm Spaß und dazu kommt noch Er glaubt bestimmt an Gott,
an Sex und an Familie.

Ich weiß ja nicht warum, aber ich erwarte eigentlich dauernd, dass da drüben plötzlich in dieser Spießer Familie
die Fensterscheiben klirren und dass ich schreie höre, unflätige Ausdrücke, dass um 3:00 früh das Licht angeht
und Flaschen durch die Gegend fliegen.

Doch seit fünf Jahren ist sein Tagesablauf immer der gleiche.

Deshalb sorge ich an seiner Stelle für diese anderen Dinge, habe ich beschlossen,
für die seine Frau so anscheinend gar nichts übrig hat.

Ich hätte schon längst mal die Polizei rufen sollen.

Aber ich habe es noch nicht getan.

Manchmal möchte ich dem die Polizei wirklich auf den Hals hetzen.

Aber es könnte sein, dass die Jungs dann
Sie würden dastehen in dunkelblau, mit weißen Gesichtern, während das Blaulicht unten noch rotiert.
Und dann würden sie mich dumm angucken und würden sagen
Aber Sir, was diese Leute tun, ist nicht verboten.

Komisch.

Ach, die Tage, als ich sie nacheinander durch mein schäbiges Appartement schleuste.
Gott, ich war ein haariges, hässliches Ding.

Und ich legte sie alle flach.

Ich war der hirnlose, betrunkene Affe in einer traurigen, sterbenden Nachbarschaft.

Hasst du die Menschen? Ich hasse sie nicht.

Ich fühle mich einfach besser, wenn sie nicht da sind.

Wie in drei Teufels Namen könnte ein Mensch es genießen, um 6:30 von einem Wecker
aus dem Schlaf gerissen zu werden, aus dem Bett zu springen, zu kacken, zu pissen, zu einem Ort zu kämpfen,
wo eine Menge Zaster für andere Menschen macht

und dann auch noch dankbar für die Gelegenheit sein.

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